Die Bewegungstherapie, also der Ansatz, körperliche, psychische oder soziale Beeinträchtigungen mithilfe von Sport zu überwinden, wurde bereits seit der Weimarer Republik in psychiatrischen Anstalten angewendet. Die Hinwendung zu einzelnen Sportarten, wie Tischtennis, Volleyball oder Fußball und die Gründung von eigenen Mannschaften kam dagegen erst gegen Ender der 1960er Jahre auf. Zunehmend steigerten übertragene Spiele im Fernsehen und Medienberichte die Wahrnehmung öffentlicher Sportereignisse. Die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 1974 löste in der Bundesrepublik ein wahres Fußballfieber aus: Im eigenen Land errang die deutsche Nationalmannschaft zum zweiten Mal den Titel als Fußballweltmeister. Noch im selben Jahr stiftete der Deutsche Fußball Bund (DFB) einen Wanderpokal für Patientenmannschaften Psychiatrischer Krankenhäusern in der BRD. Für Norddeutschland wurden die Spiele im Rheinischen Landeskrankenhaus Bedburg-Hau, für Süddeutschland im Psychiatrischen Landeskrankenhaus Reichenau ausgetragen. Zur Vorentscheidung trafen sich am 8. Oktober 1975 in Bedburg-Hau insgesamt 16 Mannschaften, darunter auch die Mannschaft des Landeskrankenhauses Warstein. Insgesamt fuhren aus Warstein 14 Aktive, 12 Zuschauer und 3 Betreuer mit. Gespielt wurde auf Kleinfeld, zweimal 15 Minuten. Beim ersten Spiel unterliefen der Warsteiner Elf einige Fehler, sodass sie es 2:1 verloren. Die nächsten beiden Spiele liefen wesentlich besser. Gegen Viersen wurde ein 3:0 und gegen Münster ein 2:0 erzielt. Am Ende mussten die Warsteiner mit dem 2. Platz in ihrer Gruppe vorliebnehmen.

Zur Erinnerung wurde eine Urkunde überreicht, die sich in der Sammlung des Psychiatriemuseums erhalten hat. Sie ist hinter Glas in einem grau lackierten Holzrahmen mit Hohlkehle und rotem Rand gerahmt. Der auf Karton gedruckte Vordruck zeigt im oberen Bildfeld die stilisierte Darstellung von zwei Fußballspielern, die um einen Ball kämpfen. Der hintere Spieler ist als Schattenriss ausgeführt. Hinter ihnen verläuft ein grünes Schmuckband, welches auf der rechten Seite einen senkrechten Lorbeerzweig zeigt. Darunter steht ebenfalls in Grün der Schriftzug "Urkunde". Im unteren Bereich des Blattes befindet sich die handschriftliche Widmung: "Zur Erinnerung an das D.F.B. Fussball-Turnier der psych. Krankenhäuser in der B.R.D. 8. Oktober 1975 L.K.H. Bedburg-Hau".

Die Sporttherapie ist als eine maßgebliche ergänzende Therapieform heute ein fester Bestandteil innerhalb der psychiatrischen Bewegungstherapie.

Text: Emil Schoppmann
Quellen: LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 660/403: „Materialsammlung zum Klinikstandort Warstein Band 4/1“.